Wie ich den Aussie beschreiben würde...
Rassebeschreibungen gibt es zahlreiche, aber nicht viele sind ausgewogen und kritisch. Ich schreibe hier also wie ICH den Aussie sehe. Der Australian Shepherd kann eine der tollsten Rassen sein, aber das trifft im Prinzip auf alle Rassen zu, wenn sie bei den richtigen Leuten aufwachsen.
Leider ist der Aussie noch immer ein beliebtes aber häufig unterschätztes Accessoire und Sportgerät. Viel zu oft treffe ich Aussiebesitzer, die mich fragen was Lila denn für ein Hund sei. Oft kennen diese Besitzer nur die "bunten" Farben evtl. noch black tri. Genau diese denken irrtümlicher Weise auch, dass der Australian Shepherd, so wie es sein Rassename vermuten lässt, aus Australien stamme. Das tut er nicht. Vielmehr liegt sein Ursprung in Amerika, wo er zum Hüten der australischen Merinoschafe eingesetzt wurde. Vor vielen Jahren war der Australian Shepherd also ein Hund, der durch Selektion für die Arbeit an Nutzvieh gezüchtet wurde. Ich finde es daher fraglich, den Aussie als Familienhund anzupreisen. Wie bei allen Rassen gibt es immer mal ruhigere und aktivere Vertreter, aber keine Rasse verdient das "Zertifikat" Familienhund oder Kinderfreundlich, auch wenn einige eher geeignet sind als andere. Einige Züchter nutzen auch geschickt Worte, die Charakterzüge beschönigen. "Aufmerksam" bezieht sich also nicht unbedingt darauf, das der Hund immer auf seinen Besitzer achtet, sondern auch darauf, dass er seine Umwelt ganz genau scannt, alles im Blick hat und schnell beurteilt. "sportlich und schnell" heißt natürlich nicht, dass der Hund dieses Verhalten nur auf dem Hundeplatz zeigt, sondern das er durchaus sehr reaktiv sein kann und dabei unter Umständen sehr energisch vorgeht und eine gewisse Ausdauer an den Tag legt. Mit "Intelligent" umschreibt man nicht nur den "Will to please" sondern auch die Fähigkeit Schwächen zu erkennen und diese gezielt zum eigenen Vorteil zu nutzen.... egal was man über die Rassen liest, man sollte sich selbst ein Bild davon machen und sich möglichst viele Erfahrungen anhören.
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❝ der Aussie ist ein Border Collie in light❞ Wie oft habe ich das schon gehört... Allerdings muss ich eingestehen, das auch ich lange zwischen beiden Rassen geschwankt habe. Bei mir war es letztendlich der geduckte Gang und das fixieren, was mich vom Border abhielt, aber ich wusste von Anfang an, dass die Zwei grundsätzlich verschieden sind. Was beide gemeinsam haben ist der "Will to please" und die Tatsache das es Hütehunde sind. Doch ein Aussie hinterfragt die Kommandos häufig, testet seine Grenzen aus und ist deutlich kerniger als der Border. Denn der kleinere Border, ist häufig sehr sensibel was die Erziehung angeht, er führt das gewünschte Verhalten auch oft bereitwillig 100 Mal aus ohne es zu hinterfragen. Dafür sieht man bei Border Collies häufiger Hüteverhalten an weniger erwünschten Stellen, doch auch da zieht der Aussie leider mittlerweile häufiger nach. Und ein Familienhund der Autos, Radfahrer, Jogger, Hunde oder die eigenen Kinder zusammen treiben will, macht eben viel Arbeit und erfordert viel Einsicht und Verantwortung. Zudem neigt der Aussie zum Schutztrieb, das kann den Alltag gelegentlich auf den Kopf stellen. Doch das Problem mit "Besuch" gibt es auch beim Schäferhund, beim Dackel oder Mischling - wichtig ist in dem Punkt die Erziehung und Sozialisierung. Hier ein Link wo die Unterschiede sehr detailliert und bildlich erklärt werden. |
Vorurteil Nr. 2 ❝ der Aussie ist leicht zu erziehen❞ Im Prinzip ist jeder Hund leicht zu erziehen, wenn man den Hund von Anfang an richtig einschätzt und den für ihn richtigen Weg geht. Dazu sollte man die bestmögliche Motivation herausfinden und konsequent aber positiv mit dem Tier arbeiten. Den Hütehunden wird der so häufig gelobte "Will-to-please" schnell zum Verhängnis. "Will-to-please" heißt nicht dass der Hund bei der Ausbildung weniger anstrengend ist. Die intelligenten Hunde brauchen zwar in der Regel nur wenige Wiederholungen um zu verstehen was von ihm gewünscht wird, erfordern vom Hundehalter aber ein gutes Timing und absolute Genauigkeit. Zudem kommt erschwerend hinzu, dass diese Hunde auch schnell Schlupflöscher entdecken. Erfreulicherweise bekomme ich es noch im Ansatz mit wenn meine klugen Damen gerade meinen, man könnte mich an der Nase herumführen. Häufig muss ich dann ziemlich breit grinsen. Ich kann mir aber gut vorstellen, dass viele Leute es nicht merken und dann schleichen sich "Kompromisse" ein. Ich arbeite immer sehr penibel und kleinlich. Wenn der Hund sitzen soll, dann soll er sitzen - steht er auf bevor ich das okay gebe, bringe ich ihn an den exakten Ausgangspunkt zurück. Wenn der Hund häufiger aufsteht, verkürze ich die Dauer einfach und steigere sie im Laufe der Zeit wieder. Macht man das nicht, lässt sich schnell ein vorrobben beobachten... An sich ist das Sitzen nicht die Herausforderung, soll aber verdeutlichen was Konsequenz bedeutet. Hütehunde haben in einigen Punkten eine gute Grundmotivation, die man sich im Training zu Nutzen machen kann. Dabei sollte allerdings darauf geachtet werden, dass der Hund sich nicht zu stark auf das Spielzeug oder das Futter als Belohnung fixiert. Letztendlich ist der Aussie auch nur ein Hund, ich halte nichts davon Leute verrückt zu machen, dass bestimmte Rassen nicht müde zu bekommen seien und man sie jeden Tag an ihre körperlichen und geistigen Grenzen bringen muss. Und damit komme ich gleich zum nächsten Punkt |
Vorurteil Nr. 3
❝ Aussies brauchen rund um die Uhr Beschäftigung❞
Dieses Vorurteil, mache ich an dieser Stelle einfach mal verantwortlich für so viele völlig überdrehte Hunde. Bei mir ist das erste Jahr, das "ruhe Jahr" gewesen. Natürlich haben Aussies viel Energie, aber wer hat denn schon einen Welpen der nur zu Hause rumliegt und nicht mal die Wohnung erkundet, die Welt entdeckt oder beim Spielen aufdreht. Wenn man einen kleinen Welpen zwei Stunden am Stück spazieren führt, ihm alle Tricks beibringt und ihn zu Hause dann auch noch bespaßt, dann hat man am Ende keinen ausgeglichenen und glücklichen Hund, sondern einen Hund mit einer irren Kondition, der nicht gelernt hat zur Ruhe zu kommen und Langeweile auszuhalten. Was habe ich denn davon, wenn der Hund mit fünf Monaten schon alle Tricks kann? Ich für meine Verhältnisse lerne lieber ein Leben lang mit meinem Hund. Denn ein alter Hund sollte auch gefordert werden....
Es gibt vermutlich auch Beschäftigungen die weniger optimal sind. Zwar ist das Bällchenspielen für den Menschen bequem und bringt den Hund an seine körperlichen Grenzen, ist aber für die Psyche des Hundes nur bedingt geeignet. Das Hetzen des Balles ist Lust- und Impulsgesteuert. Häufig gibt es Hunde die permanent das Spielzeug fixieren oder die Besitzer anpöbeln, wenn das Bällchen nicht schnell genug fliegt. Damit der Hund endlich aufhört zu kläffen, wird das Spielzeug dann schnell geworfen.... Das Spielen mit Spielzeug ist allerdings nicht grundsätzlich schlecht, im Gegenteil, man kann es sogar sehr gut nutzen um die Impulskontrolle zu trainieren, die Bindung zu stärken und die Frustrationsgrenze zu steigern.
Das richtige Maß ist entscheidend, Ruhephasen sind wichtig und es sollte einen gesunden Ausgleich zwischen Aktivität und Entspannung geben.
❝ Aussies brauchen rund um die Uhr Beschäftigung❞
Dieses Vorurteil, mache ich an dieser Stelle einfach mal verantwortlich für so viele völlig überdrehte Hunde. Bei mir ist das erste Jahr, das "ruhe Jahr" gewesen. Natürlich haben Aussies viel Energie, aber wer hat denn schon einen Welpen der nur zu Hause rumliegt und nicht mal die Wohnung erkundet, die Welt entdeckt oder beim Spielen aufdreht. Wenn man einen kleinen Welpen zwei Stunden am Stück spazieren führt, ihm alle Tricks beibringt und ihn zu Hause dann auch noch bespaßt, dann hat man am Ende keinen ausgeglichenen und glücklichen Hund, sondern einen Hund mit einer irren Kondition, der nicht gelernt hat zur Ruhe zu kommen und Langeweile auszuhalten. Was habe ich denn davon, wenn der Hund mit fünf Monaten schon alle Tricks kann? Ich für meine Verhältnisse lerne lieber ein Leben lang mit meinem Hund. Denn ein alter Hund sollte auch gefordert werden....
Es gibt vermutlich auch Beschäftigungen die weniger optimal sind. Zwar ist das Bällchenspielen für den Menschen bequem und bringt den Hund an seine körperlichen Grenzen, ist aber für die Psyche des Hundes nur bedingt geeignet. Das Hetzen des Balles ist Lust- und Impulsgesteuert. Häufig gibt es Hunde die permanent das Spielzeug fixieren oder die Besitzer anpöbeln, wenn das Bällchen nicht schnell genug fliegt. Damit der Hund endlich aufhört zu kläffen, wird das Spielzeug dann schnell geworfen.... Das Spielen mit Spielzeug ist allerdings nicht grundsätzlich schlecht, im Gegenteil, man kann es sogar sehr gut nutzen um die Impulskontrolle zu trainieren, die Bindung zu stärken und die Frustrationsgrenze zu steigern.
Das richtige Maß ist entscheidend, Ruhephasen sind wichtig und es sollte einen gesunden Ausgleich zwischen Aktivität und Entspannung geben.
Vorurteil Nr. 4
❝ Aussies jagen nicht❞
Genau genommen ist der Hütetrieb dem Jagdverhalten gleich. Nur durch lange Selektion konnte die letzte Sequenz des Jagens, das Töten, herausgezüchtet werden. Genau genommen reagieren viele Hütehunde sogar sehr stark auf sich bewegende Objekte, denn eigentlich ist es ihre Aufgabe, lebende Tiere in eine Gruppe zusammen zu treiben,zusammen zuhalten und zum Hundeführer zu bringen. Ich lese häufig von Hütehunden die Hasen oder Rehe jagen und diese zum Teil auch aufstöbern. Das Jagen von Autos und Jogger ist allerdings gefährlich für Hund, Halter und "Zielobjekt". Besonders Hunde die nicht genug Auslastung erfahren, sei es geistig oder körperlich, neigen zu diversen Fehlverhalten. Wenn man sich aber genügend mit dem Hund beschäftigt und sich den "Will to please" zu eigen macht, kann man den Hütehund mit viel Geduld und Übung auch in diesem Punkt gut lenken. Aus eigener Erfahrung ist es allerdings von Vorteil, wenn sich das Jagdverhalten erst gar nicht groß entwickeln kann. Daher sollten auch Aussiebesitzer, vor allem in den ersten Jahren gezielt üben, um den Hund später möglichst oft frei und bedenkenlos laufen lassen zu können.